Bei den zuletzt stark gestiegenen Energiepreisen werden Investitionen in Energieeffizienzmaßnahmen immer wirtschaftlicher. Energiespar-Contracting kann ein effektives Instrument sein, brachliegende Einsparpotenziale schnell und effektiv zu erschließen.

Allerdings werden die enormen Potenziale für Energiespar-Contracting derzeit noch zu wenig ausgeschöpft. Dies hat verschiedene Ursachen. Zum Beispiel fehlen bestimmte Rahmenbedingungen im Haushalts-, Vergabe- und Förderrecht, Qualitätsstandards wurden noch nicht in ausreichendem Maße gesetzt und die Bekanntheit bei wichtigen Kundengruppen ist zu gering. Dabei sind die zentralen Vorteile von Energiespar-Contracting klar erkennbar: Einspargarantie, Finanzierung der Investitionen aus den Einsparungen, Einsatz Erneuerbarer Energien, verbesserte Wirtschaftlichkeit für Energieeffizienzmaßnahmen.
Beim Energiespar-Contracting realisiert ein spezialisiertes Energiedienstleistungsunternehmen (Contractor) in enger Partnerschaft mit dem Gebäudeeigentümer bzw. Gebäudebetreiber langfristige Projekte (meist 7-10 Jahre), um nachhaltige Energieeinsparungen zu erreichen. Der Contractor ist dabei für die Konzeption, Planung, Finanzierung, Umsetzung und den Erfolgsnachweis der Energieeinsparmaßnahmen verantwortlich.
Die Refinanzierung aller Investitionen und Dienstleistungen erfolgt während der Vertragsdauer durch garantierte Energiekosteneinsparungen. Die Vorfinanzierung der Erstinvestitionen kann durch den Contractor erfolgen. Damit bietet das Energiespar-Contracting besonders öffentlichen Einrichtungen und Unternehmen des Gesundheitssektors die Möglichkeit, trotz knapper Finanzmittel in Energieeffizienzmaßnahmen zu investieren. Der Gebäudeeigentümer oder –betreiber erhält ein hohes Maß an Sicherheit für die Wirtschaftlichkeit der durchgeführten Energieeffizienzmaßnahmen; denn wird die garantierte Einsparung nicht erreicht, muss der Contractor die Einsparverfehlung finanziell ausgleichen.
Während der Vertragslaufzeit übernimmt der Contractor die Instandhaltung gemäß DIN 31051 sowie das Störungsmanagement für alle neu von ihm eingebauten Anlagen. Der Betrieb und die Bedienung der Anlagen verbleiben dagegen in der Regel beim Kunden, so dass die Personalauswirkungen vergleichsweise gering sind. Falls vom Kunden gewünscht, kann auch die Instandhaltungsverantwortung für die Altanlagen (die baulich nicht verändert werden) und der Betrieb der Anlagen vom Contractor übernommen werden.
Der Energieverbrauch in öffentlichen Gebäuden, Krankenhäusern und anderen komplexen Liegenschaften (z. B. Industrie) lässt sich nachhaltig reduzieren – das senkt die Kosten und schont das Klima.

Im Mittelpunkt eines systematischen Energiemanagements stehen gezielte und Gewerke übergreifende Modernisierungsmaßnahmen im Bereich der technischen Gebäudeausrüstung.

Die Wirtschaftlichkeit von Energieeffizienzmaßnahmen wird durch die zuletzt dramatisch gestiegenen Energiepreise deutlich verbessert. So lassen sich inzwischen Investitionen, z. B. in den Bereichen Wärmeerzeugung oder Beleuchtung, teilweise in Zeiträumen unter 10 Jahren aus den Energiekosteneinsparungen refinanzieren. Noch vor wenigen Jahren waren die Amortisationszeiten nahezu doppelt so lang. Die hohen Energiepreise ermöglichen auch zunehmend die wirtschaftliche Integration von Erneuerbaren Energien (z. B. Einsatz von Wärmepumpen) und Wärmeschutzmaßnahmen in Energiemanagementprojekte.

Dies führt im Endeffekt zu beachtlichen Ressourceneinsparungen, die neben den Kosten auch die Emissionen von Treibhausgasen senken.

Zukünftig weiter steigende Energiepreise bewirken in Zukunft weitere Kosteneinsparungen bei jeder bereits durch das Energiespar-Contracting eingesparten Kilowattstunde.

Nach Ablauf des Vertrages profitiert der Kunde weiterhin von den Einsparmaßnahmen des Contracting. Insbesondere die finanziellen Einsparungen kommen ihm in vollem Umfang zugute.
Foto: © Stadt Essen, Elke Brochhagen
Wesentlich für die dauerhafte Sicherstellung der Energieeinsparungen nach Abschluss der Umbaumaßnahmen ist die kontinuierliche Erfassung (je nach Bedarf stündlich, täglich, wöchentlich, monatlich oder jährlich) und Analyse von Energieverbräuchen und Leistungswerten.

Damit werden Energieflüsse transparent und Energieverbräuche den technischen Anlagen zugeordnet. Auf dieser Grundlage lassen sich weitere Einsparpotenziale identifizieren und der Erfolg von Maßnahmen nachvollziehen. Während der Realisierungsphase werden daher Zählersysteme entwickelt, die erforderlichen Zähler und Datensammler geliefert und montiert und die Messdaten kontinuierlich an eine spezielle Energiecontrolling-Software übermittelt. Dies ermöglicht eine automatisierte Erfassung und Verarbeitung von Verbrauchsdaten und die systematische Analyse von Verbrauchsentwicklungen. Auch Energieberichte können so teilautomatisch generiert werden.

Weitere Voraussetzungen für den Erfolg sind die perfekte Konzeption der Anlage, deren technische Umsetzung sowie eine enge und vertrauensvolle Partnerschaft während der gesamten Vertragsdauer zwischen Contractor und Auftraggeber.

Regelmäßiger Bestandteil des Energiespar-Contracting ist die Einbindung der Nutzer und deren Schulung und Motivation für energiesparendes Verhalten.
Schritt für Schritt zum Erfolg – der mehrstufige, strukturierte und systematische Ablauf von Energiespar-Contracting-Projekten
Zuerst werden die ausgewählten Liegenschaften hinsichtlich ihrer Eignung für ein langfristiges Vertragsmodell überprüft. Kriterien sind dabei z. B. Alter und Zustand von Gebäudehülle und gebäudetechnischer Anlagen, geplante mittelfristige Nutzung und Eigentumsverhältnisse.
Danach werden Verbrauch und Kosten für alle Verbrauchsmedien wie Elektroenergie, Heizenergie, Kälte, Dampf, Wasser und Abwasser sorgfältig analysiert. Die Analyse von Reduzierungspotenzialen von Anschlussleistungen, insbesondere elektrischen Maximalleistungen, ist ebenfalls Bestandteil der Projekte. Indem Hauptverbraucher ebenso sichtbar werden, wie Abweichungen vom theoretischen Bedarf, lassen sich Ansatzpunkte für Einsparungen identifizieren.
Im nächsten Schritt werden konkrete Verbesserungspotenziale ermittelt, die sich durch die Modernisierung der Anlagentechnik und durch eine Optimierung der Betriebsweise erreichen lassen. Nach Abschätzen der notwendigen Investitionen und dem Vergleich mit den erzielbaren Energiekosteneinsparungen, wird in einer Feinanalyse ein auf die jeweilige Liegenschaft zugeschnittenes Konzept entwickelt. Sämtliche sinnvollen organisatorischen, technischen und baulichen Maßnahmen werden schließlich in einem konkreten Maßnahmenplan zusammengefasst. Auf dieser Basis kann zielgenau investiert werden.
Bei der Inbetriebnahme der neuen Anlagen findet eine exakte Einregulierung mit einer Einstellung der Parameter und Sollwerte statt. Ziel ist ein möglichst energiesparender Anlagenbetrieb bei dauerhafter Sicherstellung der geforderten Service-Levels (Komfortbedingungen hinsichtlich Raumtemperatur und Raumluftqualität). Dies ist ein wesentlicher Unterschied zur üblichen Art der Inbetriebnahme, bei der der energieoptimale Betrieb weniger im Fokus steht.