Der Contractingmarkt in Zahlen: Neubauboom setzt sich fort

Die jährliche Erhebung des VfW unter den Mitgliedsunternehmen, die Contracting-Dienstleistungen anbieten und ca. 60 % der Marktteilnehmer repräsentieren, hat ein weiteres Wachstum der Branche im Jahr 2017 gezeigt. Sowohl der Umsatz als auch die Zahl der abgeschlossenen Verträge ist gestiegen, allerdings bei den abgeschlossenen Verträgen mit einer geringfügig niedrigeren Steigerungsrate als noch im Vorjahr.
Bei den Vertragszahlen kann eine Steigerung um 4 % auf 57.500 abgeschlossene Verträge verzeichnet werden. Der Jahresumsatz stieg von 2,77 Mrd. Euro im Jahr 2016 auf 3,1 Mrd. Euro im Jahr 2017. Dies entspricht einem Zuwachs von ca. 12 %, 2 % höher als im Vorjahr. Die Abfrage nach der Häufigkeit der realisierten Varianten (nach DIN 8930-5) ergab, dass 85 % der Projekte Energieliefer-Contracting, 8 % Einspar-Contracting, 2 % technischem Anlagenmanagement und 1 % dem Finanzierungs-Contracting entspricht.

Die CO2-Entlastung wird mit über 5 Millionen Tonnen prognostiziert. 5 Millionen Tonnen entsprechen dem CO2-Ausstoß von ca. 3.000.000 modernen Mittelklassewagen bei durchschnittlicher Fahrleistung pro Jahr.
In der Wohnungswirtschaft setzt sich der Neubauboom fort. In 2017 stellt der Neubau fast 50 % der umgesetzten Contractingprojekte in der Wohnungswirtschaft. 2015 lag der Wert im Neubau noch bei rund 20 %. Somit zeigt sich auch die starke Steigerung der Neubauzahlen in Deutschland (nach Statistischem Bundesamt + 90 % im Vergleich zu 2007) in den Zahlen des Contracting Sektors.

Im Wohngebäudebestand ist eher ein Rückgang der Zahlen zu beobachten. Laut der aktuellen Umfrage ist dies insbesondere auf folgende Hemmnisse zurückzuführen:

Unsicherheit und Einschränkungen durch die oft wechselnde Rechtslage
Wärmelieferverordnung bzw. Kostenneutralität
geringe Bekanntheit, Wahrnehmung der Kunden, Vorurteile
Umgang mit Netzbetreibern in Kundenanlagen

VfW-Geschäftsführer Tobias Dworschak kommentiert die Zahlen:

„Es ist schön, zu sehen, dass die Energiedienstleister mit Contractinglösungen im Neubau überzeugen können und damit einen wertvollen Beitrag zu einer effizienten und nachhaltigen Versorgung leisten. Insbesondere im Wohngebäudebestand gibt es aber nach wie vor erheblichen Nachholbedarf – auch und gerade, wenn wir die Klimaziele erreichen wollen. Erstmal haben wir in diesem Jahr auch nach den wesentlichen Hemmnissen gefragt. Im Bereich der Wärmelieferverordnung spielen hier das aktuelle Zinsniveau und die aktuellen Energiepreise eine wesentliche Rolle. Es ist kaum einzusehen, dass der Erfolg der Wärmewende dauerhaft von derlei Faktoren abhängen soll.“

Dworschak sieht hier auch die Politik in der Verantwortung und verweist auf den Maßnahmenkatalog des VfW, mit dem zentrale Forderungen für eine Verbesserung des Marktes vorliegen. Auch die anstehende Anpassung des Mietrechts bietet die Chance, die Bedingungen für Energiedienstleistungen im Wohngebäudebestand weiter zu verbessern. (siehe VfW Stellungnahme hierzu)
Mit einem Wert von 4,6 (Skala 1-10) fällt die geschäftliche Erwartung der befragten Unternehmen deutlich geringer aus als im Vorjahr (5,9). Als Grund hierfür sieht Dworschak vor allem die weitere Zunahme der Unsicherheit in den Rahmenbedingungen (wie zuletzt in Sachen EEG-Umlage bei der Eigenstormerzeugung) und dem Ausbleiben politischer Impulse. „Klimaschutz scheint im Moment nicht die höchste Priorität zu genießen.“

Die Daten werden unter den Verbandsmitgliedern per Fragebogen erhoben. Weitere Quellen sind Presseveröffentlichungen, öffentlich zugängliche Geschäftsberichte und Bilanzen, Presseveröffentlichungen und Direktbefragungen.