Gesamtkonzept für neues Wohnquartier im Ammerland

Für das zukunftsorientierte Wohnquartier hat EWE ein nachhaltiges Gesamtkonzept aus grüner Strom- und Wärmeversorgung sowie einem Highspeed-Glasfasernetz entwickelt – Foto © NLG
EWE VERTRIEB GmbH

Ansprechpartner: Claas Marquardt
Tel.: 0441 803-4249
E-Mail: wowi@ewe.de
26689 Apen
Für das Wohnbaugebiet Augustfehn-Hengstforde im Landkreis Ammerland entwickelt der Energie- und Telekommunikationsdienstleister EWE ein nachhaltiges Gesamtkonzept aus moderner Strom- und Wärmeversorgung sowie einem Highspeed-Glasfasernetz. Den Auftrag hat EWE vom Erschließungsträger, der Niedersächsischen Landgesellschaft (NLG), erhalten. Im zukunftsorientierten und nachhaltigen Wohnquartier werden auf 30 Hektar bis zu 300 Bauplätze ausgewiesen. Baubeginn im ersten von insgesamt sieben Bauabschnitten war in 2020. Nach dem Bau des EWE-Nahwärmenetzes ab Sommer 2021 wurde im April 2022 das erste Herzstück der Energiezentrale geliefert – ein BHKW von SOKRATHERM (Typ GG 140). Die Energietechnik ist modular aufgebaut, so dass EWE sie je nach Baufortschritt in Betrieb nehmen kann. Insgesamt wird der Energiedienstleister bis zum Jahr 2025 drei Blockheizkraftmotoren und zwei Gasbrennwertkessel in die Energiezentrale des Wohnquartiers installieren. Dann können insgesamt 2.000 Megawattstunden Strom und 3.100 Megawattstunden Wärme erzeugt werden. In Spitzenzeiten werden die drei BHKW-Motoren von zwei Gaskesseln unterstützt. Bei der Energieerzeugung wird überwiegend Biomethan zum Einsatz kommen.
 
Über ein 7,5 Kilometer langes Nahwärmenetz wird die Wärme im gesamten Quartier verteilt. Eine Trafostation bindet das Quartier in die lokale Stromversorgung ein. Darüber wird der im BHKW erzeugte Strom direkt in das Stromnetz eingespeist.
 
Die BHKW-Technik ist vor allem durch die gekoppelte Strom- und Wärmeerzeugung hocheffizient. Dadurch kann weniger Energie eingesetzt und damit im Vergleich zu herkömmlicher Wärmeerzeugungstechnik Kohlendioxid eingespart werden. Kraft-Wärme-Kopplung gehört zu den effizientesten Formen der Energieerzeugung, die Wirtschaftlichkeit und Klimaschutz sinnvoll miteinander verbindet. Kommt Bio-Erdgas zum Einsatz, wie im Wohnbaugebiet Augustfehn-Hengstforde, ist die Ökobilanz kaum zu toppen.
 
Über seine zentrale Heiztechnik sorgt EWE darüber hinaus dafür, dass der von NLG angestrebte, extrem niedrige Primärenergiefaktor für das Quartier eingehalten wird. Zudem hat die überwiegend grüne, zentral erzeuge Energie für die zukünftigen Quartiersbewohner den Vorteil, dass sie die Voraussetzungen für KfW-Förderungen schaffen, die auf regenerative Primärenergie setzen. EWE erfüllt damit die Grundvoraussetzung für die ehemalige, höchste Fördermöglichkeit KfW 40 EE.
 
Die Versorgungslösung für das Wohnquartier Augustfehn-Hengstforde setzt EWE VERTRIEB in Zusammenarbeit mit EWE NETZ und EWE TEL um. Die Unternehmen arbeiten überwiegend mit ortsansässigen Dienstleistern zusammen, beispielsweise mit dem Heizungsbauer Marohn Versorgungstechnik GmbH & CO.KG aus Apen-Tange und dem Architektenbüro nbs aus Meppen, das für das Projekt die Planung und Steuerung übernimmt. Neben dem Bau übernimmt EWE im Rahmen eines Contractings auch den Betrieb der Energieerzeugungsanlagen, inklusive Fernüberwachung. Insgesamt investiert EWE für das Projekt 4,2 Millionen Euro.
ECKDATEN DES PROJEKTS
Wohnen

Neubau
Ingenieur-/ Planungsbüro
Heizungsinstallateur
Sonstiges: Hoch- und Tiefbau
300.000 m2
bis zu 300 Bauplätze
2022
10 Jahre
Nahwärme
Wärme
Energieliefer-Contracting
überwiegend Biogas (Biomethan)
3x BHKW (Sokratherm, 2x Typ GG 140, 1x BHKW GG 50 / Leistung gesamt: 334 kWel, 516 kWth
2x Gas-Brennwertkessel (Viessmann, 800 kWth und 1.000 kWth)

Primärenergiefaktor bei einem Wert von unter 0,6
Hier ruhten noch die Baumaschinen. Im August 2021 begannen die Tiefbaumaßnahmen für die Energie und Highspeed-Glasfaserversorgung
Baustart für die Energiezentrale war Anfang 2022. Die schwarzen Wärmeleitungen verbinden die Erzeugungstechnik und die angeschlossenen Wohnhäuser und transportiert die grüne Energie an die Bewohner des Wohnbaugebietes
Fotos: © Frank Görner
ca. 4,2 Mio. EUR
folgt
ERFAHRUNGEN
Moderne Quartiere werden heute zu Lebensräumen, in denen Wohnen, Arbeit und Leben miteinander verschmelzen. Nimmt man die Anforderungen an den Klimaschutz hinzu, gibt es viel bei der Planung zu bedenken – von Wärme, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit über Vernetzung und Internet bis hin zur Elektromobilität. Der Energie- und Kommunikationsdienstleister EWE mit Hauptsitz in Oldenburg bündelt diese komplexen Anforderungen bereits in der Planungsphase und entwickelt und realisiert gemeinsam mit der Niedersächsischen Landgesellschaft mbH (NLG) im Quartier Augustfehn-Hengstforde ganzheitliche Versorgungslösungen. Den Auftrag für die Umsetzung hat EWE im Frühjahr 2021 vom Erschließungsträger, der Niedersächsischen Landgesellschaft (NLG), erhalten.  
Bei der Planung hat die NLG insbesondere unterschiedliche ökologische, ökonomische, technische, soziokulturelle und funktionale Aspekte berücksichtigt. Für das Konzept wurde die NLG im Jahr 2020 von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DNGB) mit Gold ausgezeichnet. Das Quartier ist zudem Teil des Zukunftsprojektes „Gemeinde 5.0 – Wie leben wir 2050?“ des Niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes.
Der NLG ist bei der hier in Rede stehenden Entwicklung die Nachhaltigkeit ein besonderes Anliegen. Neben ökonomischen und ökologischen Aspekten sind hierbei auch die sozialen Themenfelder zu bedenken. So wirkt das jetzt in Betrieb gehende Nahwärmenetz zuallererst positiv auf die ökologischen Aspekte und entfaltet damit gerade auch im ländlichen Raum eine große Wirkung. Gleichermaßen sorgt EWE so für eine ganzheitliche Lösung, von der alle zukünftigen Bewohnern profitieren können. Daneben hat sich gezeigt, dass eine umfangreiche Informationspolitik durch gemeinsame Veranstaltungen, eine große Akzeptanz erzeugt, die den sozialen Aspekten der Nachhaltigkeit gerecht wird.
Contractor EWE übernimmt den Bau und den Betrieb der Energieanlagen, inkl. Fernüberwachung. Für die an das Nahwärmenetz angeschlossenen Quartiersbewohner bedeutet die zentrale Wärmeversorgung, dass in den Häusern nur noch die Fußbodenheizung oder die Heizkörper und das warme Wasser angeschlossen werden müssen. Der Heizungsbauer legt die EWE-Wärmeleitungen direkt in den jeweiligen Hauswirtschaftsraum. Es werden kein Schornstein und keine Heizungsanlage benötigt, die Wärmeversorgung inklusive Abrechnung beginnt dann direkt nach Inbetriebnahme der Hausübergabestation in jedem Haus.
Beim Bau des Nahwärmenetzes hat EWE gleich Glasfaserleitungen mitverlegt. Durch die Glasfaserverkabelung des gesamten Quartiers ist eine Versorgung der Häuser mit Highspeed-Internet möglich.
Als Resümee lässt sich festhalten, dass es wichtig und richtig ist, sich frühzeitig mit der Versorgung eines geplanten Baugebietes zu beschäftigen. Neben der Wärmeversorgung und dem Glasfaseranschluss bezieht sich dies auch auf eine entsprechend ausreichende Stromversorgung. Dies zeigt sich insbesondere, wenn sich äußere Umstände mit globalen Auswirkungen direkt auf die Entwicklung einwirken. Hier gilt es in einem gemeinsamen Austausch zu gehen, um auf mögliche Veränderungen einzugehen und ggfs. Modifizierungen an den Planungen vorzunehmen, was beispielsweise durch die Umstellung auf Biomethan sehr gut gelungen ist.
Motorenlieferung im Frühjahr 2022: Der MAN-Motor der 100 kW-Klasse von Sokratherm wird mit einem Kran auf einen Transporter gehoben – weiter geht es auf Rollen bis in die Energiezentrale des Wohnbaugebietes – Foto © Frank Görner